Voll verschärft. 10 Tipps für scharfe Fotos.
Ein gestochen scharfes Foto zieht den Betrachter in seinen Bann. Doch wie erreicht man diese beeindruckende Schärfe? In diesem Blogbeitrag teile ich zehn wertvolle Tipps, die den Unterschied zwischen verschwommenen Aufnahmen und kristallklaren Meisterwerken ausmachen. Von der optimalen Ausrüstung über Techniken direkt beim Fotografieren bis hin zur Verfeinerung am Rechner mit spezieller Software – 10 Tipps, wie deine Fotos knackig scharf werden.
Vorweg: Natürlich kann Unschärfe auch bewusst als gestalterisches Mittel eingesetzt werden.
Dieser Beitrag konzentriert sich auf Situationen, in denen das Ziel ein gestochen scharfes Foto ist. Von der Handhabung der Technik bis zur Verfeinerung am Rechner – hier geht es um die Praxis der Bildschärfe in all ihren Facetten.
Tipp 1: Investiere in ein hochwertiges und stabiles Stativ.
Die Verwendung eines stabilen Stativs ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, gestochen scharfe Fotos zu machen – insbesondere bei langer Belichtung oder schwerem Equipment. Ein hochwertiges Stativ bietet eine solide Grundlage, die Kamera stabil zu halten und unerwünschte Verwacklungen zu minimieren. Im Gegensatz dazu können wackelige, minderwertige Stative, die oft online oder bei günstigen Anbietern erhältlich sind, den Wetterbedingungen nicht trotzen (Stichwort Wind) und die Ergebnisse sind enttäuschend.
Ein solides Stativ reduziert die Kamera-Vibrationen drastisch, die beim Halten der Kamera in der Hand auftreten können. Dies ist besonders wichtig bei Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten, z. B. in der Dämmerung oder bei Nachtaufnahmen (how to: Polarlichter Fotografieren), bei denen ein geringster Kamerawackler zu Unschärfe führen kann. Darüber hinaus ermöglicht ein Stativ die Verwendung von niedrigeren ISO-Werten, um Rauschen zu minimieren.
Hochwertige Stative bieten zudem eine präzise Einstellbarkeit in Bezug auf Höhe, Neigung und Ausrichtung. Dies ermöglicht es, das Motiv exakt zu rahmen und den gewünschten Blickwinkel zu erreichen.
Es wird nicht nur die Qualität deiner Aufnahmen verbessern, sondern auch deine fotografischen Möglichkeiten erweitern. Denke daran, dass ein Stativ eine langfristige Investition ist, die sich in der Qualität deiner Fotos widerspiegeln wird. Sehr gute Stative gibt es z.B. von Sirui, Rollei oder Manfrotto.
Profi-Tipp für Makroaufnahmen: achte beim Kauf darauf, dass sich das Stativ für Makroaufnahmen umbauen lässt. Das erlaubt es in Bodennähe zu fotografieren (sog. Retrostellung).
Tipp 2: Stativkopf und die Befestigung an der Kamera und/oder Objektiv.
Die Wahl des richtigen Stativkopfs ist ebenso wichtig wie die des Stativs selbst. Ein hochwertiger Stativkopf ermöglicht präzise Kontrolle über die Kameraposition, wackelt nicht und lässt sich stufenlos in jede Richtung verstellen. Ein guter Kugelkopf oder Neigekopf mit Wasserwaage ermöglicht eine präzise Einstellung. stufenlose Bewegungen und eine stabile Fixierung.
Profi-Tipp: Die Verwendung des sog. L-Winkels anstelle einer Stativplatte bietet noch mehr Flexibilität und Genauigkeit.
Ein sog. L-Winkel ermöglicht noch mehr Flexibilität. Er erlaubt das horizontale oder vertikale Befestigen der Kamera ohne dass der (ausgerichtete) Stativkopf bewegt werden muss. Damit kann man vollkommen problemlos die Kamera vom Quer- ins Hochformat wechseln.
Wenn der Wechsel des Ausschnittes mal schnell gehen muss (Astrofotografie, Polarlichter, generell das Fotografieren in der Dunkelheit!), ist der L-Winkel unbezahlbar.
Achte jedoch beim Kauf darauf, dass der L-Winkel uneingeschränkten Zugriff auf Kamerafunktionen und auch den Akkuwechsel ermöglicht, ohne Teile zu verdecken. Für nahezu jeden Kameratyp gibt es passende L-Schienen.
Tipp 3: ISO vor Zeit. Aufnahmen mit kurzen Verschlusszeiten
Bei Aufnahmen aus der Hand (ohne Stativ oder Einbein) ist eine kurze Verschlusszeit wichtig, speziell bei sich bewegenden Motiven (Tiere etc.). Stelle eine Verschlusszeit ein die schnell genug ist, um Verwacklungen zu vermeiden. Je schwerer und größer die Kamera ist, desto ruhiger kannst du aus der Hand fotografieren.
Faustregel: die Verschlusszeit sollte maximal so lang sein wie die Brennweite. Für eine Brennweite von 50mm also nicht länger als 1/50 sec.
Profi-Tipp für Aufnahmen aus der Hand mit langen Verschlusszeiten: versuche dich an einem stabilen Gegenstand (eine Wand, eine Säule, ein Baum etc.) mit der Schulter und dem Arm anzulehnen. Fokussieren, Luft anhalten, Auslösen, ausatmen. Ich kann so bis ca. 1/50 sec. fotografieren. Üben, üben, üben :)
Das alles nützt aber leider bei sich bewegenden Objekten nichts. Je schneller die Bewegung, desto kürzer muss die Zeit sein. Für scharfe Aufnahmen ist es dann besser, den Kamera-Sensor sensitiver einzustellen (ISO), anstatt die Verschlusszeit zu verlängern!
ISO steht für International Standard Organisation (https://www.iso.org/about-us.html). Hier werden Standards für bestimmte Werte festgelegt, mitunter für Digitalkameras (ISO 18383:2015 DSC).
Diese Standards – festgelegt in ISO Zahlen – gelten international und helfen uns, Dinge zu messen, bewerten und zu vergleichen, die zwischen bestimmten gewerblichen oder industriellen Anwendern und dem Hersteller vereinbart wurden.
In Fotografie versteht man unter der Abkürzung ISO die Sensitivität der Sensoren. Je sensitiver der Kamerasensor eingestellt ist, desto mehr Licht kann er aufnehmen, desto heller wird die Aufnahme.
Profi-Tipp: je höher der ISO, desto mehr steigt die Gefahr des sog. Bildrauschens. Während man bei teueren Profikameras mit exzellenten Sensoren ohne Probleme mit ISO 10.000 und mehr fotografieren kann, ist bei kleineren Sensoren Vorsicht geboten.
Tipp 4: Bildstabilisator. Wann sollte er nicht verwendet werden?
Der Bildstabilisator ist ein tolles Tool, um Unschärfen zu minimieren und klare, scharfe Bilder zu gewährleisten. Besonders bei schwachem Licht oder langsamen Verschlusszeiten ist er äußerst hilfreich.
Der Stabilisator erkennt die Bewegungen der Kamera, sei es durch Handzittern oder leichte Erschütterungen, und gleicht diese Bewegungen aus, um ein schärferes Bild zu erzeugen.
Nicht alle Objektive verfügen über einen eingebauten Bildstabilisator. Viele hochwertige Objektive bieten diese Funktion, jedoch nicht alle.
Profi-Tipp: Sobald die Kamera am Stativ montiert ist oder eine sehr schnelle Verschlusszeit eingestellt wird, sollte der Bildstabilisator deaktiviert werden, um mögliche Konflikte zu vermeiden.
Tipp 5: Fokus. Eye-Detection und Eye-Tracking.
Ich weiß, es klingt banal. Jedoch habe ich in meiner Trainings-Praxis schon etliche Fotografen getroffen, die ihren Fokuspunkt IMMER auf die Bildmitte eingestellt haben und nach dem Fokussieren die Kamera bewegen, anstatt den Fokuspunkt exakt zu setzen. Dies führ fast immer zu unscharfen Fotos!
Setze daher IMMER den Fokus-Punkt auf die Stelle im Bild, das scharf sein soll. Die so entstandene Unschärfe lässt sich im Nachhinein nicht mehr korrigieren!
In der Fotografie bezieht sich “Eye-Detection” auf die Fähigkeit einer Kamera, die Position der Augen im Bild zu erkennen. Dies ermöglicht eine präzise Fokussierung auf die Augen.
“Eye-Tracking” hingegen geht noch einen Schritt weiter. Bei dieser Technologie erkennt die Kamera nicht nur die Augen des Motivs, sondern verfolgt auch deren Bewegung. Dies bedeutet, dass die Kamera den Fokus auf die Augen hält, während das Motiv sich bewegt oder die Position ändert.
Tipp: Viele Hersteller bieten mittlerweile die Eye-Tracking Funktion an. Mit Eye-Tracking-Fokus kann die Kamera die Position der Augen erkennen und verfolgen, während das Motiv sich bewegt oder die Position wechselt. Dies trägt dazu bei, dass die Augen des Motivs selbst bei Bewegung scharf und fokussiert bleiben. Vorsicht jedoch bei mehreren Personen / Tieren im Bild!
Kurz gesagt, Eye-Detection erkennt die Position der Augen im Bild, während Eye-Tracking die Bewegungen der Augen verfolgt, um eine konstante Schärfe auf den Augen zu gewährleisten. Beide Technologien tragen dazu bei, qualitativ hochwertige Porträtaufnahmen mit scharfen und fokussierten Augen zu erstellen.
Tipp 6: Fernauslöser.
Für Langzeitbelichtungen ist die Verwendung eines Fernauslösers ist eine effektive Methode, um Verwacklungen zu minimieren. Sobald die Kamera am Stativ montiert ist, reduziert der Fernauslöser Erschütterungen.
Die meisten Kameras haben einen integrierten Fernauslöser, bei dem sich standardmäßig verschiedene Vorwahlzeiten einstellen lassen (z. B. 2, 5 oder 10 Sekunden)
Daneben gibt es kabelgebundene und drahtlose Fernauslöser und/oder Smartphone-Apps, die über Bluetooth funktionieren (z.B. Canon Connect App)
Kabelgebundene Fernauslöser sind zuverlässig, erfordern jedoch direkte Verbindung zur Kamera. Drahtlose Modelle bieten mehr Bewegungsfreiheit, während Apps eine praktische Alternative bieten. Bei Langzeitbelichtungen, Makroaufnahmen oder Aufnahmen mit Teleobjektiven ist ein Fernauslöser besonders nützlich.
Die Wahl hängt von den individuellen Bedürfnissen ab, aber ein drahtloses Modell oder eine App sind oft die bequemsten Optionen für die meisten Fotografen.
Tipp 7: Manueller Focus in der Dunkelheit
Bei Nachtaufnahmen (z.B. Astro oder Polarlichter) ist der Auto-Fokus nicht nützlich.
Bei der Nachtfotografie versagt der Autofokus normalerweise sowieso. Dieses Problem verstärkt sich noch mehr, wenn sich verschiedene Lichter bewegen. Auto-Fokus ist einer der Hauptgründe, warum Aurora-Fotos im Müll landen. Versuchen Sie, einen Punkt nahe der Unendlichkeit zu finden (nicht unendlich) und manuell scharf zu stellen. Fokussieren Sie manuell auf einen Stern, Mond oder ein sehr weit entferntes Licht nahe der Unendlichkeit. Sobald der Fokus fertig ist, deaktivieren Sie den Autofokus an der Kamera.
Profi-Tipp: Bei Dunkelheit die Helligkeit des Kamera Monitors verringen. Nachts stellen sich unsere Augen auf Dunkelheit um. Eine vermeintlich korrekt belichtete Aufnahme auf dem Bildschirm der Kamera, kann daher in Wirklichkeit unterbelichtet sein. Daher sollte die Helligkeit verringert werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, arbeitet mit Histogram.
MERKE: Der manuelle Fokus muss neu eingestellt werden, sobald Sie das Objektiv wechseln oder unsere Position/den Fokus verschieben.
Profi-Tipp: Im e-Book “Polarlichter Fotografieren” erfahren Sie, wo man Polarlichter beobachten kann und wie man sie fotografiert. Einfach für den Newsletter anmelden und kostenlos downloaden.
Tipp 8: Autofokus richtig einstellen
Je nach Motiv ist die Wahl des optimalen Autofokusmodus entscheidend, um gestochen scharfe Bilder zu erhalten. Grundsätzlich sollte man je nach Motiv die nachfolgenden Fokusmodi nutzen, um in Ihren Aufnahmen mehr Details festzuhalten:
Einzelautofokus (AF-S): Ideal für scharfe Landschaftsaufnahmen und andere statische Motive.
Kontinuierlicher Autofokus (AF-C): Perfekt, um gestochen scharfe Vogelbilder, Sportfotos und andere bewegte Szenen einzufangen.
Hybridautofokus: Optimal für scharfe Gruppenfotos und Situationen, in denen das Motiv sich bewegt oder statisch ist.
Die Haupt-Autofokus-Bereichsmodi, die Ihnen gestochen scharfe Fokussierung in Ihren Bildern garantieren, sind:
Einzelbereichsmodus: Ideal für scharfe Fotos von Landschaften und anderen statischen Motiven.
Dynamikbereichsmodus: Perfekt für gestochen scharfe Actionaufnahmen und andere bewegte Szenen.
Gruppenbereichsmodus: Hervorragend für scharfe Gruppenbilder geeignet.
Augen-AF-Bereichsmodus: Die ideale Wahl für gestochen scharfe Porträts von Menschen und Tieren.
Tipp 9: Die Hyperfokale Entfernung. Ein Schlüssel für scharfe Landschaftsfotos
Alle kennen das Problem: wenn es vorne scharf ist, geht die Schärfe mit der Entfernung zurück. Und Umgekehrt.
Die hyperfokale Entfernung ist eine essenzielle Technik für Landschaftsfotografen, die nach durchgehender Schärfe in ihren Aufnahmen streben. Bei dieser Methode wird der Fokus so eingestellt, dass nicht nur das Hauptmotiv, sondern auch der Hintergrund scharf abgebildet wird.
Um die hyperfokale Entfernung zu nutzen, wählen Sie eine kleine Blende (=hohe Blendenzahl), um eine größere Schärfentiefe zu erzielen. Dann fokussieren Sie auf einen Punkt im Bild, der etwa auf die Hälfte der Gesamtentfernung zwischen Kamera und Motiv liegt. Dadurch wird eine scharfe Darstellung von Vordergrund bis Hintergrund erreicht, wodurch Ihre Landschaftsfotos beeindruckend klar und detailreich werden.
Dadurch erzielt man durchaus passable Ergebnisse. Wem das aber noch nicht reicht, findet die ultimative Lösung im Tipp 10.
Tipp 10: Fokus-Stacking und Fokus-Bracketing. Gestochen scharf von vorn bis hinten.
Insbesondere in der Landschafts- und Makrofotografie möchten wir Schärfe und Detailgenauigkeit über weite Teile des Bilder.
Hier sind das Fokus-Stacking und das automatische Fokus-Bracketing die ultimative Methoden, die absolut beeindruckende Ergebnisse erzielen.
Fokus-Stacking
Was ist Fokus-Stacking? Diese Technik beinhaltet die Aufnahme mehrerer Bilder desselben Motivs mit unterschiedlichen Fokuspunkten und das anschließende Zusammenfügen dieser Bilder mithilfe von Bildbearbeitungssoftware.
Wichtig: Beachten Sie, dass die Kamera stets am Stativ befestigt sein und das Motiv nicht verschoben wird. diese Methode nur bei unbewegten Motiven wie z.B. Landschaftsaufnahmen funktioniert.
Durch Fokus-Stacking können Sie sicherstellen, dass jedes Element Ihrer Landschaftsaufnahme optimal scharf ist. Fotografieren Sie das Motiv mit verschiedenen Fokuseinstellungen, beginnend vom Vordergrund bis zum Hintergrund. In der Postproduktion werden diese Aufnahmen dann digital kombiniert, wobei jeder Bereich mit maximalem Fokus berücksichtigt wird.
Diese Technik erfordert Präzision und Sorgfalt bei der Aufnahme sowie in der Nachbearbeitung, aber die resultierenden Bilder können atemberaubende Details und Klarheit aufweisen, die mit einer einzigen Aufnahme nicht zu erreichen sind.
Fokus-Bracketing
Fokus-Bracketing ist praktisch die vollautomatische Variante von Stacking. Dasselbe Bild wird sehr schnell mehrmals aufgenommen, wobei der Fokuspunkt in sehr kleinen Schritten geändert wird. Anschließend werden diese Bilder gemischt oder aufeinandergelegt, um eine gestochen scharfe Aufnahme zu erzeugen.
Mit der Canon EOS R3, EOS R5 und EOS R6 kannst du jetzt einfach die Kamera einschalten, ausrechnen, wie groß das Objekt ist und wie viele Belichtungen erforderlich sind – und schon kann es losgehen.
Mit allen drei Kameras kann man bis zu 999 Aufnahmen machen, wobei der Fokus automatisch nach Bedarf erhöht wird, sodass die Bilder in der Canon Software Digital Photo Professional übereinandergelegt werden können.
In diesem kurzen Video zeigt Petra von den EOS-Experten anschaulich, wie Fokus-Braketing funktioniert.
Die Fotografie bietet eine faszinierende Welt der Schönheit und Details. Mit den richtigen Techniken wie Hyperfokale Entfernung und Fokus-Stacking kannst du sicherstellen, dass deine Bilder die gewünschte Schärfe aufweisen. Experimentiere, lerne und verfeinere deine Fertigkeiten, um die Magie der Fotografie voll auszukosten.
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